Berge und Grotten in Holland gibt es nicht? Gibt es doch! Und zwar im südlichsten Zipfel der Niederlande, im Süden der Provinz Limburg.
Fluweleengrotte
Die Grotte in Valkenburg ist keine Tropfsteinhöhle und auch einen Yeti werdet ihr hier nicht finden – sie wurde nämlich von Menschenhand geschaffen. In der Grotte baute man früher Mergel ab, den man als Rohstoff für Gebäuden verwendete. Hierdurch ist im Felsen ein gigantisches unterirdisches Labyrinth entstanden. Im Grunde ist halb Limburg mit diesen Kanälen versehen, die meisten aber nicht zugänglich. Ohne Führung würde man hier sofort die Orientierung verlieren . Im Sommer eher zu kalt und im Winter gerade angenehm: es herrschen hier konstant 12° C.
Die Grotten bergen viele Geheimnisse und eine spannende Geschichte. Ein Teil des Tunnelsystems diente früher als geheimer Fluchtweg, durch den man bei einer Belagerung von der Burg entkam. In der Höhle gibt es zudem eine Vielzahl von historischen Wandmalereien. Das Besondere ist die Technik, mit der diese entstanden sind: Mit Kohle wurde die Wand komplett geschwärzt und anschließend Formen und Figuren aus dem Kalkstein rausgeschlagen. Hierdurch erhalten die Bilder – von unten beleuchtet – einen ganz eigenartigen 3D-Effekt.
Eine Besonderheit ist die unterirdische Kapelle, in der während der französischen Besatzungszeit tatsächlich Gottesdienste stattfanden. Die Kapelle ist mit vielen Gemälden und gemalten Kirchenfenstern versehen. Sogar einen Beichtstuhl gibt es, der komplett aus dem Stein gehauen wurde! Etwas weiter hat sich ein Priester ein kleines Appartment mit Sitzgelegenheit geschaffen, wo er sich in den unterirdischen Gängen vor den Besatzern verstecken konnte – gemütlich würde ich es nicht nennen, dafür aber umso beeindruckender.
Während des zweiten Weltkrieges flüchteten sich die Bewohner von Valkenburg vor den Gefechten in die Höhlen und später verwendeten die amerikanischen Soldaten die Grotten als Lazarett. Viele der damaligen Soldaten und Bewohner haben ihren Namen oder ihr Passepartout an den Wänden hinterlassen. Guus, der nette ältere Herr, der uns den Weg weist, erzählt uns, dass heute noch viele Amerikaner die Grotte besuchen und dort nach den Namen ihrer Familienmitglieder suchen.
Der Rundgang dauert ungefähr eine Stunde. Schon nach wenigen Metern haben wir jegliche Orientierung verloren. Gut, dass Guus sie nicht verliert. Gut gelaunt und mit schönstem limburgischen Akzent erzählt er uns von der Geschichte der Grotte. Außerdem zeigt er uns Fledermäuse, Haifischzähne, ein Bild von Königin Wilhelmina und Skulpturen von Dinosauriern. In der Höhle ist Einiges zu finden! Am Ende kommen wir überraschend oberhalb des Eingangs bei der Burg aus. Dabei waren wir uns doch so sicher, dass wir bergab gelaufen sind… Wie gesagt, hier kann man schnell verloren gehen. Zum Glück gibt es Guus. Oder Chüüs, wie die Limburger ihn nennen.
Burgruine Valkenburg
Oben müssen wir uns kurz wieder an die Helligkeit gewöhnen und dann erkundigen wir die Burgruine. Durch den Rittersaal und die Kapelle geht es mit einem herrlichen Blick über die Limburger Landschaft weiter. Die Valkenburg ist die einzige Höhenburg der Niederlande. Okay, Berge kann man sie vielleicht nicht gerade nennen. Aber immerhin sind es die Ausläufer der Ardennen. Und hier genießen wir gerne noch ein bisschen die Aussicht.
Limburger „Gezelligheid“
Von der Burgruine aus wandern wir nach unten und erkunden Valkenburg. Hier bekommt man einen guten Einblick in die Limburger „Gezelligheid“: Eine Café-Terrasse reiht sich an die andere. Man kann hier gemütlich draußen sitzen; Heizstrahler und Markisen erlauben das sogar in der kälteren Jahreszeit. Und überall gibt es herrlichen Limburger Vlaai (Kuchen). Den solltet ihr unbedingt probieren! Es gibt viele verschiedene Varianten. Die fruchtigen mit Kirsche, Apfel oder Aprikose. Oder eben Pudding-Streusel oder Reiskuchen. Alle sind mehr als zu empfehlen. Dazu demnächst bei uns mehr 🙂
Wie ihr seht, gibt es in Valkenburg und Umgebung genug zu sehen. Bleibt ihr ein ganzes Wochenende? In Valkenburg gibt es eine ganze Reihe Hotels und Bed & Breakfasts (Anzeige) zum entspannten Übernachten. Oder ihr fahrt direkt weiter nach Maastricht (Anzeige), um dort euren Hollandtrip durch Limburg fortzusetzen 🙂
In aller Kürze
Was?
Besichtigung der Grotten und der Burgruine in Valkenburg. Informationen dazu gibt es hier.
Wie teuer?
Das Kombi-Ticket für Grottenführung und Besichtigung der Burgruine kostet 10€. Die Führungen gibt es leider nur auf Niederländisch, bei vorheriger Anmeldung einer Gruppe kann diese aber auch auf Deutsch gegeben werden. Aber auch auf Niederländisch: der Besuch lohnt sich so oder so.
Wo?
Valkenburg ist gut mit dem Auto (ca. 1 Std. von Mönchengladbach) zu erreichen, allerdings sollte man die Parkkosten nicht vergessen. Direkt an der Grotte muss man einiges in den Parkautomaten schmeißen, um dort genügend Zeit zu haben. Kleingeld mitnehmen oder ein bisschen laufen und kostenlos oder günstiger parken!
Wann?
Die Grotten haben Sommer wie Winter die gleiche Temperatur. Vor Weihnachten findet in den Grotten ein weltberühmter Weihnachtsmarkt statt. Dann wirds voll! Am besten dann nicht am Wochenende kommen – sonst steht ihr Schlange. Wer im Sommer oder Frühjahr kommt, sollte auf jeden Fall eine Stickjacke mitnehmen!
Übernachten? Hier findet ihr Hotels und Bed & Breakfasts in Valkenburg (Anzeige) und in Maastricht (Anzeige).
2 Kommentar
Valkenburg aan de Geul ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Diese Region ist so anders als der Rest der flachen oder allenfalls hügelig-welligen Niederlande, hier hat das harte Mergelgestein richtige Täler geschaffen. Zuerst habe ich den Eingang zum Kasteel gar nicht gefunden, weil man nicht erwartet, dass ein gläsener Aufzug zur Ruine führt. Bei Gelegenheit werde ich in meinem neuen Niederlande-Blog bestimmt auch einmal etwas über diese Region schreiben. Auch die Natur in der Umgebung ist sehenswert, wie etwa die Brunssummerheide oder die Maasduinen. Und das es nahe Maastricht auch Weinberge gibt, ist bestimmt auch nicht jedem bekant.
Ja, es gibt wirklich eine Menge in Südholland zu entdecken. Über die Maasduinen haben wir übrigens schon mal berichtet http://waalheimat.de/reindersmeer-in-den-maasduinen-wandern-im-nationalpark/ Da kann man wirklich sehr schön wandern.