Vla, Erdnussbutter, Schokostreusel – wer kennt sie nicht? Dass diese Produkte bei einem Abstecher nach Holland garantiert im Einkaufswagen landen, ist klar. Doch was besorgen eigentlich die Niederländer selbst, wenn sie für das Wochenende einkaufen gehen? Welche niederländischen Spezialitäten gibt es und was darf auf keiner Geburtstagsfeier fehlen? Nach 10 Jahren in den Niederlanden fällt es mir manchmal ziemlich schwer, die Unterschiede auf den ersten Blick noch zu erkennen. Darum habe ich jetzt einmal aktiv zusammengetragen, was in unserer Küche doch alles anders ist als in der meiner Familie und Freunde in Deutschland. Hier finden ihr meine Top 10 der niederländischen Spezialitäten, die ihr unbedingt mal probieren solltet:
10. Drop – die unendliche Vielfalt des niederländischen Lakritz
Nein, keine Drogen, Drop ist das niederländische Wort für Lakritz. Dass die Niederländer Lakritzkönige sind, wissen die meisten. Doch welche Sorte sollte man unbedingt mal probieren? Für Weingummi- und Lakritzliebhaber gibt es zum Beispiel die Dropfruit Duos von Bed Band. Die ganz harten Lakritzfans sollten unbedingt die Süßholzgranaten alias Sneker Zoethoudertjes von z.B. Oldtimers probieren – und dann gibt es natürlich noch diverse Salmiak-Varianten für den, der es lieber salzig mag. Eine süße Version nennt sich Honingdrop. Die meisten Lakritzsorten werden mit zwei von vier Begriffen gekennzeichnet. Hierauf solltet ihr beim Lakritzkauf achten:
Kleines Lakritzwörterbuch:
Zoet = süß
Zout = salzig
Zacht = weich
Hard = hart
9. Appelkruimeltaart zum niederländischen Geburtstag
Apfelstreuselkuchen ist für Deutsche sicherlich nichts Besonderes. Trotzdem schmeckt der niederländische Apfelkuchen anders als der deutsche. Zum einen enthält er deutlich mehr Zimt, zum anderen werden häufig Rosinen hinzugegeben. Auf fast jedem niederländischen Geburtstag gibt es Apfelkuchen und im Gegensatz zu deutschen Hausfrauenstandards ist es auch keine Schande, wenn dieser fertig bei Albert Heijn gekauft wurde. Wer Zimt mag, wird niederländischen Apfelkuchen lieben!
8. Filet Americain – das niederländische Zwiebelmett
Wer Zwiebelmett mag, wird Filet Americain lieben. Genauso, wie es in Deutschland gesellschaftlich akzeptiert ist, bei offiziellen Anlässen Mettbröttchen zu reichen, so ist auch Filet Americain in den Niederlanden überall erhältlich. Statt Schweinefleisch wird Rind verwendet, das ganz fein gemahlen wird. Aufgepasst: Filet Americain ist nur kurze Zeit haltbar, aber meistens hält eine Packung auch nicht lange.
7. Appelstroop und Perenstroop zum holländischen Frühstück
Die bekannte Pindakaas und den Hagelslag in allen Farben und Formen kennt ihr sicherlich nur zu gut. Doch was außerdem auf jedem niederländischen Frühstückstisch zu finden ist, ist der Appelstroop – niederländisches Apfelkraut. Wer aus dem Rheinland kommt, kennt sicherlich das Grafschafter Apfelkraut. Neben Appelstroop gibt es auch eine Mischung mit Birnen (Peren). Appelstroop wird in Holland mit vielem kombiniert – ob ganz normal auf dem Brot, im Rosinenbrötchen oder auf der Schnitte mit Gouda – Appelstroop passt in vielen Lebenslagen. Zu Pfannkuchen verwenden die Niederländer häufig den normalen Stroop – Zuckerrübensirup.
6. Andijvie und Boerenkool mit Rookworst- typisch niederländisch Kochen
Sicherlich ist euch schonmal aufgefallen, dass es in niederländischen Supermärkten heutzutage regalweise kleingeschnittenes Gemüse gibt – die Niederländer setzen auf convenient Food, aber dann gesund. Für sämtliche Rezepte gibt es die sogenannten Roerbakgroenten – Gemüse, das man einfach nur in der Pfanne anbraten und mit den restlichen Zutaten zu einem Gericht zaubern kann. Dank der Vorschnibbelei ist es daher auch ziemlich einfach, traditionelle niederländische Gerichte zuzubereiten. Sowohl Grünkohl (Boerenkool) als Endivie (Andijvie) gibt es vorgeschnitten in Tüten zu kaufen, sodass einem herrlichen Stamppotgericht nichts mehr im Wege steht. Die dazu passende, rauchige Wurst nennt sich Rookworst – diese findet ihr entweder in der Frischetheke oder bei den Konserven, z.B. von Unox. Die beste Rookworst gibt es laut Mehrheit der Niederländer übrigens bei Hema.
5. Ketjap manis und Saté – Indonesien verwurzelt in den Niederlanden
Die indonesische Küche gehört traditionell zur niederländischen dazu – daher findet ihr in niederländischen Supermärkten in der Asiaecke auch viele indonesische Zutaten. Die süße indonesische Sojasoße Ketjap Manis sollte in keinem Haushalt fehlen – probiert sie einmal aus und ihr könnt nicht ohne sie! Auch Satésaus oder Pindasaus (häufig Ernusssoße) könnt ihr im Supermarkt kaufen und zu asiatischen Gemüse- und Fleischgerichten zubereiten. Der tolle niederländisch-deutsche Blog Buurtaal hat hierzu einen sehr interessanten Artikel verfasst. Satésaus lässt sich mit den richtigen Zutaten (z.B. Kokosmilch, Ketjap Manis, Erdnussbutter oder Erdnüssen) übrigens auch ganz leicht selber herstellen – probiert doch mal Gado Gado aus.
4. Snelle Jelle und Ontbijtkoek – der niederländische Snack für Zwischendurch
Habt ihr Lust auf einen kleinen Imbiss? Für mich typisch niederländisch sind die in praktischen Kleinverpackungen abgepackten Snacks Snelle Jelle oder der lekkere Ontbijtkoek. Hierbei handelt es sich um einen Honigkuchen, der entweder in Scheibchen verpackt oder auch als ganzes Brot in verschiedenen Variationen mit z.B. Kandiszucker oder Ingwer erhältlich ist. Honigkuchen mit einer Portion Butter schmeckt zum Frühstück ausgezeichnet, aber auch zum Kaffee oder als kleiner Happen zwischendurch immer wieder lecker.
3. Kip-kerrie, Tonijn, Eiersalade, – Dips und Aufstriche à la Dutch
Holländer stehen auf Dips und Soßen – und warum sollte man diese nicht auch aufs Brot schmieren? Zum Frühsück, auf dem Pausenbrot oder bei Geburtstagen mit Krackern und Toast – um die Fertigsalate aus dem Supermarkt kommt man nicht drumrum. Wenn man sich die Inhaltsstoffe nicht zu genau ansieht, schmecken diese Salate leider auch ziemlich lecker. Typisch sind Kip-kerrie/ Curryhühnchen-, Tonijn / Thunfisch, Komkommer / Gurke oder Eiersalat.
2. Holländisches Spezialbier pfeift auf’s Reinheitsgebot
Niederländisches Bier wird oftmals als langweiliges Pils wie das von Heineken oder Grolsch abgestempelt. Dass die Niederländer aber auch spannende Speciaalbieren im Angebot haben und der Craft Beer-Hype auch hierzulande angekommen ist, wissen die wenigsten. Zugegebenermaßen gibt es in Belgien eine weitaus größere Auswahl an Spezialbieren, aber ein gut ausgestatteter Supermarkt führt auch ein paar interessante niederländische Marken. Hierzu gehört eine meiner Lieblingsbrauerenen Gulpener. Findet ihr eine Flasche Gulpener Korenwolf im Supermarkt? Schlagt zu! Das Weißbier mit Koriander und Orangenschale erfrischt an jedem lauen Sommerabend. Zudem brauen verschiedene niederländische Brauereien im Frühjahr und Herbst Bockbier – Lentebok und Herfstbok. Hier solltet ihr euch unbedingt mal durchprobieren.
Auch die leckeren Biere der Brauerei Jopen aus Haarlem werden zudem seit Kurzem in vielen Supermärkten vertrieben. Nicht zuletzt geht es natürlich um den Geschmack und nicht um den Ursprung. Daher möchte ich euch auch die belgischen Biere nahelegen, wie z.B. die von Leffe, Brugse Zot, Kasteelbier und La Chouffe. Dennoch gibt es einfach viel zu viele gute Marken, als dass man sie alle nennen könnte. In vielen Städten gibt es auch örtliche Mikrobraueren, wie zum Beispiel Brouwerij de Hemel in Nijmegen.
1. Tompouce – niederländisches Gebäck mit Tradition
Last but not least darf eines der niederländischen Nationalgebäcke natürlich nicht fehlen. Geschmacklich würde ich Tompouce ein wenig mit Bienenstich vergleichen. Eine Puddingsahnecrème wird von zwei Lagen Blätterteig zusammengehalten, die Küchlein werden meist mit einer rosafarbenen Glasur versehen. Zu besonderen Anlässen, wie zum Beispiel dem Geburtstag des Königs Willem-Alexander, ist die Glasur in der Farbe des Königshauses orange gefärbt. Auch wenn ich kein Fan bin von Sahnetorten – Tompouce hat es mir angetan! Lasst euch von der Farbe der Glasur nicht abschrecken 😉
Am Ende meiner Liste angelangt merke ich, dass es noch so viele andere niederländische Produkte gibt, die hier ihren Platz finden könnten und natürlich gibt es auch holländische Produkte, die mir so gar nicht schmecken. Für einen Tagesausflug oder eine geschmackliche Exkursion bietet euch diese Liste aber hoffentlich einen Hinweis darauf, wonach ihr im Supermarkt einmal Ausschau halten solltet. Was kauft ihr denn so am liebsten im niederländischen Supermarkt?
5 Kommentar
Was mir in der Liste noch fehlt, ich aber sehr mag, sind Bamischeiben und Kibbeling.
Hallo Johannes, Bamischeiben und Kibbeling essen wir auch gern, aber die landen nicht unbedingt im Supermarkt im Einkaufswagen 😉
Bei mir landen Bamischeiben schon im Einkaufswagen, die gibt es nämlich praktischerweise bei mir in meiner Ortschaft im Münsterland im Supermarkt in der Tiefkühltruhe. *g*
Wenn ich in den Niederlanden einkaufe, decke ich mich gerne mit Katjang Pedis ein und diversen Erfrischungsgetränken aus aller Welt sowie mit Curry-Mayonnaise, die ich habe ich in Deutschland nämlich noch nirgends gesehen. Allerdings sind das nicht wirklich niederländische Produkte.
Bamischijven im Supermarkt hab ich in Deutschland ja noch nie gesehen – die Münserländer passen sich an 😉
Curry-Mayo kenne ich gar nicht, klingt aber gut! Ich kenne nur die Whiskey-Cocktailsaus, die gibt´s wohl auch vor allem in Holland.
Das ist mal eine niederländisch-kulinarische Top 10 jenseits des Klischees, sehr gut! Ein paar Sachen davon sind mir zu deftig, aber bei vielen gehe ich ganz klar mit. Ich glaube Tompouce ist bei Besuchern aus DE eindeutig unterschätzt. Ich habe es einmal probiert und war begeistert, aber irgendwie fällt es bei NL-Besuchen nicht so auf. Speciaalbiertjes: unbedingt! Apelstroop kenne ich aber auch seit Kindertagen aus DE als Apfelkraut. Und Drop, ja, gleich nach friet speciaal! Früher war immer Vla, das ist irgendwie nicht mehr so angesagt. Aber immer wieder gerne esse ich zum Beispiel auch gevulde koek.
Danke für die Liste, ich bekomme Apetit!